Die ersten Wochen Deines Studiums waren voller neuer Begegnungen, Erfahrungen, spannender Veranstaltungen und aufregenden Partys. Die Zeit fliegt nur so dahin und plötzlich sind es nur noch zwei Wochen bis Weihnachten. Erschrocken stellst Du fest, dass die ersten Prüfungen schon Ende Januar anstehen und Du noch keine Ahnung hast, wie Du wann und für welches Fach lernen sollst. Schnell macht sich Panik breit, Du fühlst Dich handlungsunfähig und gestresst, weil Du nicht weißt, wo Du anfangen sollst. Mit diesem Beitrag wollen wir Dir sagen: Keine Panik! Mit diesen Tipps & Tricks für eine gute Planung und Strukturierung gestaltest Du Deine Lernphase nach Deinen Bedürfnissen und kannst mithilfe eines effektiven Lernplans auch die anstehenden Feiertage lernstressfrei verbringen.
Wie Du einen guten Lernplan erstellst:
Als Erstes musst Du herausfinden, wie viel Zeit Du realistisch zum Lernen verplanen kannst. In dieser Rechnung müssen aber nicht nur feste Termine berücksichtigt werden, sondern auch Erholungszeiten sowie Raum für Freizeitaktivitäten und Hobbys. Mache Dir eine Tabelle mit allen Zeiten, die Dir zum Lernen zur Verfügung stehen, am besten mit Datum und Uhrzeiten. Beziehe auch Deinen Biorhythmus in die Planung mit ein, d.h. wann und wie lange Du normalerweise schläfst, wann Du isst und zu welcher Tageszeit Deine Konzentration am besten ist (Zahlreiche Studien belegen, dass die Hinwegsetzung über den eigenen Biorhythmus nicht nur zu Erschöpfung, sondern auch zu weniger Aufmerksamkeit und Konzentration führen kann. (vgl. Goel et al 2013)).
Suche alles Wichtige zusammen: Das beinhaltet zum einen die Prüfungstermine und -formen (Klausur, mündliche Prüfung, Multiple-Choice etc.), zum anderen die Inhalte der einzelnen Fächer/Module. Hier bietet es sich an, noch einmal den Semesterplan, eigene Notizen aus den Veranstaltungen sowie hochgeladene/ausgeteilte Materialien durchzuschauen. Mache Dir eine Liste mit allen Terminen und Fächern, zu denen Du stichpunktartig bereits die Themenschwerpunkte notierst.
Bring die Fächer und Lerninhalte in die richtige Reihenfolge, indem Du nach Umfang, Schwierigkeit und Wiederholungsbedarf ordnest: Ganz oben in der Hierarchie sind diejenigen Fächer und Themen, die am umfangreichsten/schwierigsten für Dich sind, d.h. für die Du am meisten Lernzeit und Aufmerksamkeit brauchst. Ganz unten sind diejenigen Fächer, die Dir bereits leichtfallen und dementsprechend weniger Zeit in Anspruch nehmen werden.
Nun kann der Plan mit Deinen Lernzeiten mit Inhalten befüllt werden:
Die ersten geplanten Lernsessions solltest Du der Aufbereitung der Inhalte widmen, z.B. der Erstellung von Karteikarten, der Zusammenführung von Notizen oder der Erstellung von Ordnern.
Lege dann fest, was genau Du wann erledigen und lernen möchtest.
Plane Pufferzeiten ein, damit Du bei einer Verzögerung nicht direkt in Stress gerätst.
Plane Pausen für die Mensa oder einen kleinen Spaziergang ein, um neue Energie zu tanken und den Kopf zu erfrischen.
Plane Dir, wenn möglich, komplett lernfreie Tage ein, um Dich zu erholen und Deine Reserven aufzufüllen.
Dokumentiere Deinen Fortschritt, um motiviert zu bleiben und einen Überblick zu behalten und belohne Dich selbst für die getane Arbeit, z.B. mit einem leckeren Abendessen, einem gemütlichen Filmabend oder einer anderen erholsamen Aktivität.
Passe Deinen Lernplan an, wenn Du bemerkst, dass er nicht aufgeht. Es kann immer Tage geben, an denen wir weniger schaffen, als wir uns vorgenommen haben. Das ist normal. Dein Lernplan sollte sich allerdings danach richten, was Du realistisch schaffen kannst und Dich nicht zusätzlich stressen. Deshalb ist die Überprüfung Deiner Lernziele und die Anpassung des Plans für eine erfolgreiche Lernphase unerlässlich.
Lernen kann man lernen
Der Erfolg beim Lernen hängt nicht nur davon ab, wie leicht oder schwer Dir die Themen fallen, sondern auch von der richtigen und passenden Lernmethode, denn: Lernen kann man lernen.
Unter dem Stichwort ‚Lernen lernen‘ versteht man Aktivitäten, die „die Entwicklung von Fertigkeiten und Strategien [verfolgen], die dazu beitragen, in effektiver Weise lebenslang zu lernen.“ (Konrad 2014, S. 28f.) Hierzu zählen zum Beispiel …
… unterschiedliche Lernstrategien zu entwickeln und diese auf Themen und Fächer abzustimmen
… eigene Schwächen oder Schwierigkeiten beim Lernen zu erkennen und zu kompensieren
… durch aktives und engagiertes Lernen Selbstvertrauen und Motivation zu erlangen
… die eigenen Bedürfnisse nach Unterstützung ernst zu nehmen und auf die verfügbaren Angebote wie Tutorien, Übungen oder Sprechstunden im Lernprozess zurückzugreifen
Aus sogenannter kognitivistischer Perspektive wird von drei Kategorien von Lernstrategien gesprochen (vgl. Konrad 2014, S. 17):
Wiederholungs-/Einprägungsstrategien: Durch mehrfache Wiederholung des Lernstoffes können Inhalte vom ‚Arbeitsspeicher‘ des Gehirns ins Langzeitgedächtnis aufgenommen werden. Um diese Strategien zu nutzen, könntest Du Dich fragen: Wie stelle ich sicher, dass ich die neuen Informationen oft genug wiederhole, um sie mir sicher merken zu können?
Elaborationsstrategien: neuer Lernstoff wird mit bereits bestehendem Wissen verknüpft, indem z.B. Zusammenhänge in eigenen Worten zusammengefasst werden oder Fremdwörter über Eselsbrücken und anderes Sprachwissen erschlossen werden. Eine mögliche Frage könnte lauten: Wie kann ich das neue Wissen mit meinem bisherigen Wissen verbinden?
- Organisationsstrategien: durch die Strukturierung der Lerninhalte können relevante Wissensinhalte ausgewählt werden und Wissensnetzwerke entstehen, indem die Wissensinhalte nicht als unabhängig voneinander, sondern als zusammenhängend verstanden werden. Ein Lernplan gehört z.B. zu den Organisationsstrategien des Lernens. Im Hauptfokus steht hier die Frage: Wie kann ich meine Lerninhalte strukturieren, damit ich diese nicht nur auswendig lerne, sondern tatsächlich in ihren Zusammenhängen verstehe?
Wie lerne ich am besten?
Wie oben beschrieben handelt es sich beim Lernen grundsätzlich um einen lebenslangen Prozess. Während Deines Studiums den Grundstein für effektives Lernen zu legen, kann Dir ein Leben lang beruflich wie privat nützlich sein. Um während Deiner Prüfungsvorbereitungen erste Schritte in Richtung ‚Lernen lernen‘ zu gehen, solltest Du überlegen, wie Du Dir Wissen grundsätzlich am besten aneignen kannst, mit welchen Lerninhalten Du aufgrund der geforderten Lernmethode noch haderst und wie Du schließlich Dein Wissen überprüfen kannst. Hier sind einige Vorschläge zu konkreten Lernmethoden:
- Stichpunkte oder Zusammenfassungen schreiben
- Inhalte laut vorlesen oder ‚sich selbst erklären‘
- Fließtexte zu einem Thema lesen und im Text markieren
- Karteikarten schreiben (auf Papier oder in der App, z.B. über Anki)
- Mindmaps/Organigramme erstellen, um Zusammenhänge bildlich darzustellen
- Hörbuch/Podcast hören (falls zu dem spezifischen Thema vorhanden)
- Lerngruppen bilden, um Inhalte gemeinsam zu besprechen, sich gegenseitig abzufragen sowie Fragen und Unklarheiten zu klären
- Je häufiger Du bestimmte Lernmethoden anwendest, desto leichter werden sie Dir fallen. Wenn Du z.B. Schwierigkeiten mit dem Lesen wissenschaftlicher Texte hast, vermeide sie nicht, sondern recherchiere aktiv zu Methoden, um Deine Lesekompetenz zu stärken und versuche diese beim akademischen Lesen umzusetzen.
- Weitere hilfreiche Infos zu den sogenannten ‘4 Lerntypen’ findest Du auch in einem unserer früheren Artikel zu Lernmethoden.
- Zum Schluss der Lernphase ganz konkret auf die Art der Prüfung hin trainieren: bei Klausur tatsächlich Probeklausuren schreiben, bei mündlichen Prüfungen Prüfungsfragen mündlich beantworten und mit dem Handy aufnehmen oder sich abfragen lassen etc. Dadurch gelingt der Transfer des gelernten Stoffs in der konkreten Prüfung noch einmal besser.
Weitere Tipps & Tricks für die Lernphase
Verteidige Deine Lernzeit! Auch wenn Du nur eine Verabredung ‚mit Dir selbst‘ getroffen hast, wann Du lernen willst, heißt das nicht, dass Du zu diesen Zeiten ‚eigentlich‘ Zeit hast.
Informiere Dich über die Lernunterstützenden Anwendungen der Uni. Ob Microsoft 365, Clouds zum Teilen von Dokumenten oder Zitierprogramme: Die Uni Göttingen stellt zahlreiche Anwendungen und Programme stark vergünstigt oder kostenlos für Studierende zur Verfügung.
Finde einen Ort, an dem Du konzentriert und gut arbeiten kannst. Ob Zuhause, in der Bibliothek oder im Café: Die Umgebung hat großen Einfluss auf unsere Lernerfolge. Unser Artikel zu Lernorten an der Uni behandelt dieses Thema ausführlicher.
Erholung ist nicht verhandelbar und muss sich nicht verdient werden! Höre auf Deinen Körper und gönne Dir Erholung und Ruhe, wenn Du sie brauchst.
Auch soziale Beziehungen und Freundschaften sollten während Deiner Lernphase nicht zu kurz kommen. Sich gemeinsam zum Lernen oder für die Mensa zu verabreden, schafft Gemeinschaft und lässt sich auch in einen vollen Lerntag gut integrieren. Besonders in frustrierenden Momenten des Lernprozesses und an schlechten Tagen kann es guttun, davon zu erzählen und mit seinem Frust nicht allein zu bleiben. Vielleicht findest Du ja auch einen ‚Study-Buddy‘, mit der*m Du die anstrengenden Lerntage regelmäßig teilen kannst.
Wenn der Stress Dir über den Kopf wächst oder sich die Prüfungsangst breit macht, zögere nicht, Dich bei den Hilfsangeboten der Uni zu melden. Zu Fragen und Problemen rund um das Studium kannst Du Dich an die Studien- und Prüfungsberatung der Philosophischen Fakultät wenden. Wenn Du eine psychologische Beratung brauchst, steht Dir die Psychosoziale Beratung des Studierendenwerks (PSB) zur Verfügung. Zudem bietet der AStA mindestens einmal die Woche eine Studi-für-Studi Sozialberatung am Haupt- und am Nordcampus an.
Quellen:
Konrad, Klaus: Lernen lernen – allein und mit anderen. Konzepte, Lösungen, Beispiele. Wiesbaden 2014.
Goel, Namni / Basner, Mathias / Rao, Hengyi / Dinges, David F.: Circadian rhythms, sleep deprivation, and human performance. Prog Mol Biol Transl Sci. 119 (2013); S. 155-190. (doi: 10.1016/B978-0-12-396971-2.00007-5, abgerufen am 26.11.2025)
